Mit der Auszeichnung, die mit einem Preisgeld von 5.000 Euro verbunden ist, wurden Professorin Dr. Sandra Iden und Professor Dr. Frank Kirchhoff als Vertreter des neuen Centrums für geschlechtsspezifische Biologie und Medizin (CGBM) an der Universität des Saarlandes bedacht. Beide referierten im Rahmen der Veranstaltung gemeinsam über „die Biologie geschlechtssensibler Erkrankungen – Fragen und Antworten aus Hirnforschung und Zellbiologie“.
Im Rahmen des CGBM sollen die bereits existierenden und neuen Aktivitäten der Universität des Saarlandes aus dem Bereich der lebenswissenschaftlichen und medizinischen Grundlagenforschung gebündelt werden, um grundlegende biologische Mechanismen geschlechtssensibler Erkrankungen aufzudecken. Daraus soll neues Wissen zu deren Prävention, Diagnostik und Therapie generiert werden. Zu den Forschungsschwerpunkten zählen die Erforschung geschlechtsabhängiger Signalwege der Inter-Organ-Kommunikation, die Erforschung molekularer und zellulärer Prozesse von Erkrankungen, die eine geschlechterunterschiedliche Verteilung oder Ausprägung aufweisen, die Erforschung der Epidemiologie geschlechtssensibler Erkrankungen und die Erforschung neuer Diagnose- und Therapieansätze unter Berücksichtigung von Geschlechterunterschieden. Das CGBM wird zudem neue Lehrinhalte zur Biologie geschlechtssensibler Erkrankungen in die medizinischen, human- und molekularbiologischen Studiengänge implementieren. Darüber hinaus soll die Grundlagenforschung mit klinischer Forschung und Versorgungsforschung vernetzt werden.
Netzwerksymposien sollen die Bedeutung der Einbeziehung des Geschlechts als relevante biologische Variable bei Studien unterstreichen und bewusst machen.
Auch der Einbezug von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in die Entwicklungen wird angestrebt. Geschlechtsspezifische Grundlagenforschung ist interdisziplinär und benötigt einen hochkooperativen Ansatz. Die Translation aus der Grundlagenforschung in die Klinik, aber auch in die einzelnen Arztpraxen und zu Präventionsmaßnahmen wird einen hohen Stellenwert haben, um die Patientenversorgung zu verbessern.
Professorin Dr. Sandra Iden ist Biochemikerin und seit 2020 Lehrstuhlinhaberin für Zell- und Entwicklungsbiologie an der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes und am Zentrum für Human- und Molekularbiologie. Mit ihrem Team untersucht sie die Kommunikation und Funktion verschiedener Zelltypen in der Haut. Hierbei stehen vor allem molekulare und zelluläre Mechanismen im Fokus, die die Zell-Zell-Adhäsion, Hautbarriere und Gewebeintegrität steuern und die zu Prozessen der Wundheilung und Krankheiten wie Hautkrebs beitragen.
Professor Dr. Frank Kirchhoff ist Diplom-Biochemiker und seit 2009 Lehrstuhlinhaber für Molekulare Physiologie an der Universität des Saarlandes am Centrum für Integrative Physiologie und Molekulare Medizin. Sein Forschungsgebiet adressiert die Kommunikation zwischen Zellen im zentralen Nervensystem. Hierbei konzentriert sich seine Arbeitsgruppe auf molekulare Signalwege zwischen den Nervenzellen und den benachbarten Gliazellen wie Astrozyten, Oligodendrozyten und Mikroglia. Dabei werden zwei Hauptforschungsfragen verfolgt:
Wie erkennen und modulieren gliale Transmitterrezeptoren die synaptische Übertragung und welchen Einfluss hat dies auf lebende Organismen? Wie reagieren Gliazellen auf akute Verletzungen im zentralen Nervensystem?
Gesundheitspreis der saarländischen Ärzteschaft
Seit 2020 verleiht die Ärztekammer den Gesundheitspreis der saarländischen Ärzteschaft. Er ist ein Vermächtnis des saarländischen Ärztesyndikates.
Das saarländische Ärztesyndikat war 1948 im damals französisch kontrollierten Saarland gegründet worden, um über eine möglichst schlagkräftige, vom Staat unabhängige ärztliche Interessensvertretung zu verfügen. Dem Ärztesyndikat, das sich zuletzt den Namenszusatz "Ärzteverband des Saarlandes" gegeben hatte, gehörten Mediziner aus allen Fachrichtungen und allen Arbeitsbereichen an. Zuletzt hatte das Syndikat 2003 und 2006 als Initiator von Großdemonstrationen und Praxisschließungen für Schlagzeilen gesorgt, als die Ärzteschaft gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung demonstriert hatte. Bei zunehmend nachlassenden Mitgliederzahlen hatte die Mitgliederversammlung des Ärztesyndikats dann 2018 beschlossen, sich aufzulösen. Auf Beschluss des Syndikates wurde das Restvermögen als Sondervermögen der Ärztekammer übertragen mit der Auflage, jährlich einen „Gesundheitspreis der saarländischen Ärzteschaft“ mit einem Preisgeld von 5000,-€ zu vergeben.
Foto: aeksaar, Abdruck honorarfrei.
Kammerpräsident Dr. Josef Mischo mit den beiden Preisträgern.