Zwei Entwicklungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Mit Beginn dieses Jahres wurde Tabakwerbung auf Außenflächen wie Plakatwänden und Haltestellen hierzulande verboten. In keinem anderen Land der EU außer in Deutschland war diese Werbemöglichkeit, die insbesondere bei Jugendlichen die Anziehungskraft von Tabakprodukten wesentlich beeinflusste, noch erlaubt gewesen.
Vor einigen Tagen hat Bundesjustizminister Marco Buschmann mitgeteilt, es werde bereits an den Vorgaben für den legalen Verkauf von Cannabis gearbeitet, den die Partner der Ampelkoalition in vergangenen November geschlossen hatten.
Die saarländische Ärzteschaft sieht dieser Legalisierung mit großer Sorge entgegen: „Leider werden immer noch die gesundheitlichen Risiken der Droge Cannabis massiv unterschätzt, besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, sagt Kammerpräsident Sanitätsrat Dr. Josef Mischo. Erkenntnisse aus anderen Ländern deuteten auf einen gesteigerten Konsum, mehr cannabisbedingte Notaufnahmen und einen steigenden psychiatrischen Behandlungsbedarf hin. Auch seien nach einer Freigabe mehr Suizide und tödliche Verkehrsunfälle zu erwarten.
„Wir wissen, je früher der Cannabismissbrauch beginnt, desto gravierender sind die negativen Folgen. Massive akute und chronische Gesundheitsschäden sind beispielsweise das erhöhtes Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken oder das Auftreten von Psychosen,“ betont Dr. Mischo.
Es gelänge durch die Legalisierung auch nur eingeschränkt, dem illegalen Handel den Boden zu entziehen. Das zeige die Entwicklung in Kanada. Erwachsene könnten dort seit 2018 Cannabis in lizensierten Geschäften erwerben. Trotzdem deckten die Konsumenten etwa 35 Prozent ihres Bedarfs weiterhin auf dem Drogenmarkt. Insbesondere jüngere Konsumentengruppen wichen auf günstigere Schwarzmarktprodukte aus.
„Die ideologische Verharmlosung des Konsums ist gefährlich“, warnt Josef Mischo. Nach seiner Legalisierung werde die Droge aller Voraussicht nach verfügbarer sein, was sowohl bei der Entwicklung von Abhängigkeitserkrankungen und der Abhängigkeit selbst eine große Rolle spielt. Das heißt: Je mehr Leute Cannabis probieren, desto mehr Drogenkonsumenten, wie dann auch Cannabis-Abhängige werde es geben.
„Legales Cannabis macht abhängiger wie illegales“, so lautet das Resümee von Kammerpräsident Mischo.
Weitere Informationen:
Riskanter Cannabiskonsum hat europaweit zugenommen (DÄB)
Legalisierung von Cannabis: Risiken für die Gesundheit (DÄB)